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„Forsviks Bruk“ – 600 Jahre Industriegeschichte an einem Ort

Das Mittelalter

Der zentrale Punkt für Forsviks industriellen Betrieb ist die Kraft des Wassers an dem Gefälle, wo der See „Viken“ in den Bottensee und später in den See „Vättern“ fließt. Der Ort hat seinen Namen von dem Gutshaus bekommen, das hier schon im Mittelalter stand.

Cecilia Jonsdotter Roos schenkte das Anwesen „Forsvik“ dem Kloster in Vadstena. Als das Kloster den Betrieb Anfang des 15. Jahrhunderts übernimmt, steht bereits eine Mühle auf dem Gut.

In Gottes Namen, Amen. Ich, Cecilia Jonsdotter, gesund an Sinnen und Seele, bezeuge in diesem offenen Brief, vermacht und gegeben zu haben Unsere Frau und heiligen Birgittas Kloster […] eine Mühle genannt Forsvik […].(Deutsche Übersetzung von Rechtsanwalt Joachim I Koch, Schwerin)

Das Gefälle wurde durch das Aufdämmen um 2 Meter erhöht und eine neue Mühle, ein Sägewerk und ein Wasserhammer wurden errichtet. Das Wassersägewerk ist das erste Schwedens, das in schriftlichen Quellen erwähnt wird.

Auf dem Gut Forsvik wurden Bretter für den Klosterbau in Vadstena gesägt. Der zeitig vom Kloster gebaute Wasserhammer wurde in den Grundbüchern aus dem Jahr 1457 erwähnt. Durch die Reform von 1527 und die Auflösung des Klosters fiel Forsvik an die Krone. Der schwedische König Gustav Vasa baute danach in Vadstena ein Schloss. Die Bretter, die für den Bau gebraucht wurden, wurden in Forsvik zurechtgesägt.

Die Blütezeit der Eisenindustrie

Nach ein paar schweren Jahren Ende des 16. Jahrhunderts, wurden Betriebe wieder aufgebaut und Ende des 17. Jahrhunderts trat Forsvik in das Zeitalter der Eisenindustrie ein. Der Werksbesitzer, Anton von Boij, erhielt das Privileg, ein Stabeisenwerk mit zwei Hämmern und vier Herden zu errichten.

Boijs Eisenimperium, das seinen Hauptsitz in Tiveden hatte, umfasste über ein Dutzend Hüttenanlagen und Hammerwerke. Schweden dominierte zu dieser Zeit den Exportmarkt für Eisen. Das in Forsvik produzierte Eisen wurde auf dem Wasserweg nach Mariestad und Göteburg gefrachtet, um dort umgeladen und weiter transportiert zu werden.

Die Epoche des Stabeisens erstreckte sich bis in die 50er Jahre des 19. Jahrhunderts. Danach nahm dessen Bedeutung in Schweden deutlich ab und viele der eisenproduzierenden Betriebe standen vor dem Aus. Im Jahr 1720 wurde Forsvik von Sebastian Tham übernommen Es verblieb im Besitz der Familie Tham bis 1840. Während der gesamten Zeit, in der die Produktion von Stabeisen der Schwerpunkt der Produktion war, verblieben die Landwirtschaft, der Mühlenbetrieb und das Sägewerk als Nebenzweige der Produktionsanlage.

Der Industrialismus

Die Eisenproduktion verlor nach und nach an Bedeutung und schrittweise veränderte sich „Forsviks Bruk“ als Troselius den Besitz der Werke im Jahre 1840 übernahm. 12 Jahre später verstarb er und sein Schwiegersohn Carl Wilhelm Palmaer übernahm das Hauptgut Forsvik. Er stellte die Produktion um und errichtete eine Gießerei (1859), eine mechanische Werkstatt (1861) und ein Holzschleifwerk (1870). Die alte Wassersäge wurde im Jahr 1878 durch ein Sägewerk ersetzt, das durch eine Dampfmaschine angetrieben wurde.

Die Stabeisenproduktion wurde im Jahr 1869 dann schließlich gänzlich eingestellt und im gleichen Jahr wurde das Gut in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die ersten Produkte waren vor allem Maschinen für die Landwirtschaft. Pumpen, Ventile, Rohre, Feuerhydranten, Motoren, Maschinen für die Herstellung von Papiermasse und andere gusseiserne Produkte verschiedenster Art folgten.

Ende der 1860er Jahre begann man, Papiermasse in größeren Mengen zu produzieren. Im Jahre 1870 gründete man ein eigenes Holzschleifwerk und fing ab 1871 an, Papiermasse nach einem neuen und sensationellen Patent herzustellen. Ein Luftheizungsofen wurde im Jahre 1876 für das Holzschleifwerk gebaut, um die Papiermasse trocknen zu können. In den 30er Jahren befand sich hier außerdem eine Werft, in der Boote gebaut und repariert wurden.

Im Jahr 1932 wurden das Sägewerk und die Landwirtschaft aus der Aktiengesellschaft gehoben. Das Holzschleifwerk wurde im Jahr 1940 geschlossen und die Mühle im Jahr 1961. Durch die Werftkrise in Schweden mussten die Gießerei und die mechanische Werkstatt im Jahr 1977 geschlossen werden. Das Sägewerk blieb bis zum Frühjahr 1999 in Betrieb.

Forsvik heute

Ende der 80er Jahre begann man damit, die verfallene Anlage zu restaurieren. Was ursprünglich nur die äußeren Gemäuer der Industriegebäude betraf, wurde später auch auf die Innenräume ausgeweitet. Anfang der 90er Jahre wurde die Grundausstellung über die Industrie installiert. Der Interesseverein „Gamla Forsvik“ organisierte sowohl Vorführungen der alten Mühle und der Schmiede, als auch Führungen durch die gesamte Industrieanlage.

Seit 1993 arbeitet ein Konservator in Forsvik, um die Arbeit der weiteren Restaurierung und Entwicklung des Betriebes zu leiten. Das einst verlassene Werk, von dem mehrere Häuser von einem Abrissentscheid bedroht waren, hat sich zu einem belebten Industriemuseum mit Führungen, Vorführungen, Ausstellungen, Kursen, Ausbildungen, Musik und Theater verwandelt.

Updated: 2017-07-29 14:12